Saterfriesisches Wörterbuch
Info      Themen 

bee

1. beide: 1.1 do bee Brúre : die beiden Brüder. 1.2 mäd uus beeën : selbander; zu zweit; unser zwei. 1.3 wie wieren mäd uus beeën ap ju Bjorenge : wir waren zu zweit auf der Fete. 1.4 wie hieden Wien un Sluk, un jo wülen bee Pate : wir hatten Wein und Korn, und sie wollten beides. 1.5 fon bee Sieden : auf beiden Seiten. 1.6 gouden Dai, jie bee : guten Tag, ihr beiden.

alle bee

alle beide: alle bee ferstuden deer niks fon : alle beide verstanden nichts davon.

Stränge, -n, ju

1. Seil, Strick. 2. (Teil des Pferdegeschirrs) Zugseil des Pferdegeschirrs; Leine, an der das Pferd den Wagen zieht: 2.1 hie häd noch neen Stränge liek leken: er hat noch keinen Strang stramm gezogen, noch keinen Schlag getan. 2.2 uur do Strängen haue : über die Stränge schlagen; unbändig sein; das gesetzliche Maß überschreiten. (Bie aan Houngst rakt et aan Knäppel mäd two Strängen. Bie twäin Houngste rakt et aan groten Knäppel, wier do bee litje Knäppele ounhoaked wäide konnen. Älke Houngst häd two Strängen: Bei einem Pferd gibt es einen Knüppel mit zwei Strängen. Bei zwei Pferden gibt es einen großen Knüppel, in den die beiden kleinen Knüppel hineingehakt werden können. Jedes Pferd hat zwei Stränge.)

touhopebale

1. ein (meist junges) Paar durch Zureden zusammenführen: bie dän Anfang wielen/wülen do bee niks foneenuur wíete, man do Früünde häbe do touhopeboald : am Anfang wollten die beiden nichts voneinander wissen, aber die Verwandten haben sie durch eifriges Zureden zusammengebracht. do bee sunt touhopeboald wuden : die beiden haben wegen des Zuspruchs der Eltern/der Verwandtschaft, aber ohne große gegenseitige Zuneigung geheiratet.

anlienje (b)

anleinen: koast du do bee Húunde foar mie anlienje? : kannst du die beiden Hunde für mich anleinen?

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dän Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krigst du aaltied wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjúur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dän eerste(n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dän Húusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesúundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbíerig (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dän hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stíerven : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dän Komer ap t ruugste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuvvelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Púund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenbúrig an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Húunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dän Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo fúren ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

apfriskje

1. auffrischen (Farben): wie konnen do Klöäre noch wät apfriskje : wir können die Farben noch etwas auffrischen. 2. renovieren: wie häbe ju Stove wät apfrisked : wir haben die Stube renoviert. 3. auffrischen, erquicken, erfrischen: n Glääs Bjoor häd him gau apfrisked : ein Glas Bier hat ihn schnell erfrischt. 4. Sprachkenntnisse aktivieren: do bee moasten hiere Seeltersk apfriskje : die beiden mussten ihr Saterfriesisch auffrischen.

aphongje

1. aufhängen: 1.1 (scherzhaft) do bee häbe sik ook aphongje läiten/lät : sie haben sich zur Vermählung aufbieten lassen. 1.2 dät Späk wädt in ju Wieme aphonged : der Speck wird in dem Wiemen (Lattengerüst zum Aufhängen von Fleisch zum Räuchern) aufgehängt. 1.3 iek wol mie ljauer (lieber) aphongje : das will ich ganz und gar nicht.

ätterslo

1. nacharten: do bee Bäidene slo hiere Mäme ätter : die beiden Kinder arten ihrer Mutter nach. 2. nachschlagen; in einem Nachschlagewerk suchen: dät Woud mout iek ätterslo : das Wort muss ich nachschlagen.

baanje

1. brennen: 1.1 dät Fjúur baant nu fäller : das Feuer brennt jetzt stärker. 1.2 hie is truch bee Ore baand : er ist durch beide Ohren gebrannt (= er ist gerissen, ein Schlitzohr).

bänsterje

1. eilen; schnell laufen: do bee Houngste bänsterden uur dän Íesk : die beiden Pferde galoppierten über das offene Saatfeld.

bänterje

1. hetzen; schnell laufen, eilen (is): hie bänterde truch Busk un Brouk : er eilte durch Wald und Sumpfland. 2. wild, kopflos umherlaufen, umherirren (is): wät is dät foar n Bänterjen mäd jou bee! : was ist das für ein Umherirren mit euch beiden! 3. schuften, schwer arbeiten, häufig ohne erkennbaren Erfolg: wie bänterden dän hele Dai, man et broachte niks : wir schufteten den ganzen Tag, aber es brachte nichts.

Bedebouk, -e, dät

Gebetbuch: do bee paasje touhope as Bedebouk un Baanwienbuddel: die beiden passen zusammen wie ein Gebetbuch und eine Flasche Kornbranntwein (= sie passen überhaupt nicht zusammen).

biginne iek biginne, du biginst, hie/ju bigint, wie biginne; bigon/biginde, bigonnen/biginden; bigonnen; bigin(ne)! biginnet!

1. beginnen, anfangen: 1.1 wie konnen mäd dät Täk biginne : wir können mit dem Dach anfangen. 1.2 do bee biginne wät : die beiden haben etwas Zwielichtiges, Unehrliches vor.

deelläite

1. hinunterlassen: wie lieten dän Ommer in dän Sood deel : wir ließen den Eimer in den Brunnen hinunter. 2. herunterlassen: wie häbe do bee Knäächte bidded, do Säkke deeltouläiten : wir haben die beiden Knechte gebeten, die Säcke herunterzulassen. 3. (+ sik) niederlassen: dan häbe jo sik in de Krume Häidene deellät/deelläiten : dann haben sie sich in der Krummhörn niedergelassen. 2. (+ sik) sich hinsetzen, sich hinlegen: iek kuud neen Stede fíende, wier iek mie deelläite kude : ich konnte keine Stelle finden, wo ich mich hinlegen konnte.

deelníeme

1. teilnehmen: wo fúul Moanskene deelníeme, wíeten wie noch nit : wie viele Menschen teilnehmen, wissen wir noch nicht. 2. (Bäume) fällen: wie nomen do bee ekene Bome bäte uus Húus deel : wir fällten die beiden Eichen hinter unserem Haus.

deelsätte

1. (Gebäude) hinsetzen, bauen: n Húus deelsätte : ein Haus bauen. 2. (+ sik) sich hinsetzen: iek bän so wúrig, iek mout mie deelsätte : ich bin so müde, ich muss mich hinsetzen. 3. sich selbständig machen: hie häd sik in Ait as Dokter deelsät : er hat als Arzt eine eigene Praxis in Friesoythe eröffnet. 4. hinsetzen, niedersetzen: hie sätte do bee Ommere bie de Dore deel : er setzte die beiden Eimer neben der Tür hin. 5. (+ sik) eindrängen: ju häd sik deer flug, goud deelsät : sie hat sich dort erfolgreich eingedrängt, eingeschmeichelt. 6. zugelaufen, zugesprungen: ju koom ap mie deelsätten : sie kam auf mich zugelaufen.

deeruut, deer... uut

1. daraus. 2. heraus, hinaus: 2.1 deer kumt niks Goudes bie uut : es kommt nichts Gutes dabei heraus. 2.2 do bee Wäänte sunt deeruut : die beiden Jungen haben (meistens in jungen Jahren) das Elternhaus verlassen, um zu arbeiten.

doalje

1. aufhalten, bremsen; im Zaume halten: ju wiel/wüül fluks deerwai, man wie häbe hier doald : sie wollte sofort dahin, aber wir haben sie aufgehalten. 2. beruhigen, beschwichtigen; zur Ruhe bringen: 2.1 do Bäidene mouten doald wäide : die Kinder müssen beruhigt werden. 2.2 hie waas nit tou doaljen : er war nicht zu beschwichtigen. 3. löschen, stillen: dän Toarst, dän Smoacht doalje : den Durst, den Hunger stillen. 4. bändigen, zähmen: n Houngst doalje : ein Pferd bändigen. 5. (Streit) beilegen: wie doalden ju Ruuzje twiske do bee : wir legten den Streit zwischen den beiden bei. 6. dämpfen: wie kuden sin Iever nit doalje : wir konnten seinen Eifer nicht dämpfen. 7. lindern, mildern: ju Soolve doalt dän Uutsleek : die Salbe lindert den Ausschlag.

eenoalerg

gleichen Alters, gleichaltrig: do bee sunt eenoalerg : die beiden sind gleichaltrig.

eentsigst

einzig: do bee sunt do eentsigste Kaptains, do iek kanne : die beiden sind die einzigen Kapitäne, die ich kenne.

fäästferkíere

1. mit jemandem oder miteinander verkehren; eine feste Beziehung zu jemandem oder zueinander unterhalten: 1.1 do bee ferkíere fääst mädeenuur : die beiden unterhalten eine feste Beziehung zueinander. 1.2 siet een Jíer ferkíert hie fääst mäd dät Wucht : seit einem Jahr verkehrt er dauerhaft mit dem Mädchen.

fäindsk

verfeindet: do bee sunt fäindsk mädeenuur : die beiden sind miteinander verfeindet.

ferfäindje

sich verfeinden: do bee häbe sik al in de Skoule ferfäinded : die beiden haben sich bereits in der Schule verfeindet.

ferrotteríerd

1. leicht verstört; aufgeregt. 2. übernächtigt: do bee lieten bleek un ferrotteríerd : die beiden sahen blass und übernächtigt aus.